schwelle7 – Texte, deutsch

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Der befreite Körper

Die schwelle 7 – ein Blick zurück und nach vorn

von Moritz Gerber / Mai 2016

Die schwelle 7 musste schliessen, die Miete wurde zu teuer. Was das für diese Stadt für ein Verlust ist, das ist Uneingeweihten nicht ganz leicht zu erklären. Denn die schwelle 7 war ein Ort, an dem stets Neues entstand; und für Neues gibt es, das liegt in der Natur der Sache, meist (noch) keine angemessene Sprache. War die schwelle 7 ein Tanzstudio, ein BDSM-Klub, eine Kommune? Die schwelle war und ist immer das, was dazwischen ist.

Vor neun Jahren hat der Tänzer und Choreograph Felix Ruckert die schwelle 7 gegründet, mit seiner damaligen Partnerin Dasnyia Sommer. Nach einem Skandal um das ebenfalls von Ruckert initiierte Xplore-Festival hatte der Berliner Senat ihm die Förderungen gestrichen. Mit dem Aufbau der schwelle 7 hat Ruckert sich dann aus den klassischen Förderstrukturen befreit, und einen Raum geschaffen für Experiment, Spiel und Utopie. Und dahin sind sie gekommen, aus aller Welt; Tanz-Pioniere wie Julyen Hamilton und Linda Rabin. Vordenker und Vorleber neuer Beziehungs- und Begegnungsformen wie Janet Hardy oder Maggie Tapert. Bondage-Meister wie Ren Yagami und Hajime Kinoko.

Ruckert selbst hatte sich schon früh in seinen choreographischen Arbeiten den Grenzgebieten zwischen Sexualität und Tanz, zwischen Performance und Partizipation angenähert, so etwa in „Hautnah“ (1995) und „Ring“ (1999). Es sind diese Spannungsfelder, welche in den letzten neun Jahren in der schwelle erkundet wurden. Von Ruckert selbst; von den zahlreichen, hochkarätigen Performern, Vortragenden und Kursleitern; und nicht zuletzt von jedem einzelnen Teilnehmer, der die hellen, lichtgefluteten Räume einer ausgebauten Fabriketage an der Weddinger Uferstrasse besucht hat.

Im Interview mit der Jungen Welt 12/09 beschreibt Ruckert es so: „Die schwelle 7 versucht, Verbindungen, Parallelen und Schnittstellen zwischen diesen Welten zu erforschen. Zwischen Yoga und BDSM zum Beispiel. In beiden Fällen arbeitet man mit körperlichen Grenzen, um positive Wirkungen zu erzielen.“

Ich selber habe begonnen, zu verstehen, als ich mich – im Rahmen des erwähnten Xplore-Festivals, welches dieses Jahr in seine 13. Runde geht – zum ersten Mal mit einer Partnerin eine Stunde lang gerauft und gebissen habe. Wir haben zärtlich gekämpft, wir haben uns grob liebkost. Es war schmerzhaft und lustvoll zugleich, aber Sex war es eigentlich nicht. War es ein Tanz? Es war auf jeden Fall BDSM.

BDSM steht für „Bondage & Discipline, Dominance & Submission, Sado & Maso“. Ein Schlagwort, mit dem noch heute gut Boulevard zu machen ist. Und mit dem man im Erzählen über die schwelle bei Aussenstehenden auf die grössten Vorbehalte stösst. Dabei fächert der Begriff bloss einen Möglichkeitsraum auf, in dem man sich begegnen und berühren kann. Denn ausnahmslos jeder sexuelle Akt hat mit Festhalten zu tun und mit gehalten Werden, mit Kontrolle einerseits und mit Hingabe andererseits. BDSM ist der Versuch, sich dieser Polaritäten bewusst zu werden, und mit ihnen zu spielen. Wobei das nicht zwingend eine sexuelle Begegnung sein muss. Ruckert dreht den Gedanken sogar um: „BDSM ist eigentlich nicht eine spezifische Form von Sex, Sex ist eine spezifische Form von BDSM.“ (Exberliner 06/14)

Auch hier: es gibt keine Eindeutigkeit. Die Grenzen zwischen Sex und Performance, zwischen Tanz und Spiel sind fliessend. Auf der Schwelle, dem limes, dem Ort des Überganges, da gibt es die Freiheit, nicht das Eine oder das Andere zu sein. Die Schwelle als Idee der Verbindung, welche zwei Räume, zwei Konzepte, zwei Welten zusammenbringt. Und das war wohl das wirklich Brisante an der schwelle 7, und ihr grösster Verdienst: die Aufhebung von Trennungen. Die Infragestellung von Rollenbildern; nicht zuletzt der gesellschaftlichen Normen von Männlichkeit und Weiblichkeit.

„Ich würde sogar behaupten, Sex findet gar nicht zwischen Mann und Frau im genitalen Sinn statt, sondern zwischen den Polen einer männlichen und weiblichen Energie. Mann und Frau als sexuelle Identitäten sind kulturelle Fiktion. Sexuelle Spannung entsteht zwischen den Polen Dominanz und Unterwerfung, zwischen Nehmen und Geben, zwischen Eindringen und Öffnen.“, sagt Ruckert. (tanzjournal 4/07)

Man kann die Vielfalt der Workshops, Performances und sonstigen Aktionen, welche in den letzten neun Jahren die schwelle belebt haben, kaum angemessen beschreiben. Bondage, Tantra, Rollenspiel, Polyamorie, Contact Improvisation und vieles mehr waren prägende Programmpunkte. Musikalisch oft kongenial untermalt von Jürgen Grözinger; moderiert von Tänzern, Psychotherapeuten, Gurus, Dominas und sonstigen Künstlern aller Art.

Und ja, in gewisser Weise ging es bei alledem schon auch darum, wie eine Teilnehmerin der Xplore im Rückblick schreibt: richtig guten Sex zu haben! Sex als Kunstform, wie Ruckert es sagt. Und Sex als Quelle unserer Lebensenergie, als die ursprüngliche produktive Kraft – eine Kraft, welche auch in unserer vermeintlich „aufgeklärten“ Gesellschaft noch immer tabuisiert und unterdrückt wird.

In Berlin hat man diese Lustfeindlichkeit schon immer in Frage gestellt, dieses Misstrauen dem Körperlichen gegenüber. Sexualität kann hier freier und offener gelebt werden als anderswo. Seit den legendären Techno-Raves der Neunzigerjahre hat die Stadt sich erneut einen Ruf geschaffen für ihre Party-Kultur, für das Zusammenkommen der Menschen in Tanz, Spiel und Rausch. Das Berghain ist wohl noch immer der bekannteste (und viele sagen: der beste) Club der Welt, und zelebriert in seinen Mauern einen friedlichen, befreienden Hexentanz, der den Ritualen in der schwelle 7 im Grunde sehr verwandt ist. Hier wie dort wird mit Geschlechteridentitäten gespielt, mit körperlichen Grenzerfahrungen, mit der Lust an der Lust.

Die schwelle 7 musste schliessen, die Miete wurde zu teuer. Für Berlin heisst das, dass ein wichtiger Ort verlorengeht, in dem geforscht wurde nach neuen Körperbildern, neuen Körperempfindungen. Ein Ort, der als Schnittstelle gedient hat zwischen Kunst, Sexualität und Gesellschaft. Ein Ort, in dem die Frage gestellt wurde nach dem besseren Sex – und damit auch nach dem besseren Leben.

So war die schwelle 7 – und wird es hoffentlich bald in anderer Form wieder sein – Teil einer in Berlin heimischen Avant-Garde eines positiven, optimistischen Hedonismus. Dieser trägt in sich die Aufforderung an jede Einzelne und jeden Einzelnen, sich seiner persönlichen Bedürfnisse gewahr zu werden, und sie frei von Vorurteilen und Denkschablonen auszukundschaften und zu leben. Zuletzt ist dies ein weiteres Stück Aufklärung, in jedem Sinne des Wortes.

Eine Aufklärung, die nicht nur im Geist stattfindet, sondern umfassender: auch im bewusst gewordenen, befreiten Körper.

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der letzte Abend

von Mareen Scholl / Mai 2016

ich bin frustriert. wow, das hatte ich nicht erwartet, usually thats not my cup of tea. in meinem kopf spielt ein ganz eigener film, spielt der letzte abend einfach alleine weiter, mit euch allen, die ich gestern oder jemals in der Schwelle 7 gesehen habe. als träumte sich am tage dieser einzigartige ort einfach weiter. und vielleicht ist und war die schwelle dies: ein ort des träumens und des scheiterns von träumen, ein ort, der ganz real surreale welten schuf.

ich bin frustriert darüber, dass es irgendwann diesen moment gab, an dem ich mit mir und allen anderen so gar nichts mehr anzufangen wusste, als ich doch eigentlich noch die ganze nacht und darüberhinaus bleiben wollte, mit 1000en sehnsüchten, die mir erst später wieder einfielen. so gar nichts, niente, stumpfes wie wirres umherwandeln, bis ich mich schließlich zum gehen aufraffte. von dem ort, von dem ich nicht gehen wollte, von dem, wie es schien, man gar gehen konnte, weil er einen ohnehin nicht loslassen würde.

doch, ich hatte einen zauberhaften abend. und doch: ich bin frustriert, dass mir die worte fehlen. ich versuche zu schreiben, was doch nur bruchstückhaft immer wieder in meinem kopf auftaucht und wieder darin verschwindet. ocean of silence – manches will nicht gesagt werden. etwas, das meditation, aber besser noch Felix Ruckert lehren kann wie kein anderer: talk no bullshit – eigene zuwiderhandlung natürlich nicht ausgeschlossen. reduzierung aufs wesentliche und zugleich aufs exzessive.

ich weiß, was du letzten sommer getan hast und den davor und den noch davor und auch im winter und überhaupt ohne unterlass, 24/7, selbst als ich nicht vor ort war, war der ort, die schwelle, immer da. ich weiß, was du getan hast und ich und ich mit dir und was ich dir angetan habe und du mir. und doch sind es so viele sommer und taten, grandiose schönheit, und heimliche phantasien und unausgesprochenes und schmamvoll feige zurückhaltung. es ist wohl dieser reichtum an erinnerungen und diese überwältigende unfassbarkeit dessen, was hätte möglich sein können, die meinen körper in berstende frustration versetzt.

ich bin frustriert, dass ich mir nicht die zeit und den mut genommen habe, diesem ort eine wirklich letzte ehre zu erweisen, dass ich nicht die chuzpe hatte, ein ritual, eine geste, eine darbietung der trauer und/oder auch tiefer glückseligkeit zu zelebrieren, zu initiieren mit allen, die da waren, die ich kannte und nicht kannte und kennen wollte und nicht kennen wollte.

auch das ist die schwelle für mich, eine lektion in leben: ein vielleicht gibt es nicht. entweder du tust es – oder eben nicht. gerne auch am rand sitzen und beobachten – dann aber 100% initiiert habe ich dieses abschiedsritual (also nicht). gespielt habe ich mit dieser/m und jener/m (also nicht), mein interesse gezeigt habe ich dieser/m und jener/m (also nicht). diesen reigen von kunst und körper, schönheit und verderbnis, lust und sch(m)erzenslust habe ich getanzt (und nicht). diesen ganzen haufen phantastischer bilder in kopf, herz, bauch und genitalien – ach, im ganzen körper – hab ich. ohne ende.

und damit lebt die schwelle schließlich weiter. als energie der gelebten und ungelebten träume, von denen manche mich erfüllen und manche in die welt wollen. eine ende gibt es nicht.

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Was ist Schwelle7?

von Tamara Schwarzmann (Mai 2009)

Die Schwelle 7 ist einer der ungewöhnlichsten Veranstaltungsorte, die ich in Berlin kenne. Ein riesiger Raum, variabel nutzbar und gestaltbar, mal Wohnzimmer, mal Tanzstudio, mal Bühne, mal Trainingsraum, mal Festsaal. Dem nicht genau Zuzuordnenden des Raumes entspricht die thematische und künstlerische Breite dessen, was darin stattfindet – vom Tanztraining, Yoga-Unterricht und dem philosophischen Lektürekreis über die Tanz- und Kunst-Performances und Schauspiel-Projekte bis hin zu den Tango-Abenden, Einführungen in die Pyrotechnik und Photographie-Workshops.

Das nicht starr Festgelegte, der leichthändige Umgang mit verschiedenen Formen, die Überschreitung von Genregrenzen, scheint denn auch selbst ein wesentliches Element fast aller künstlerischer Arbeit zu sein, die auf schwelle7 stattfindet. Keiner der Anlässe, zu denen ich bisher hier war, lässt sich auch nur im Entferntesten als monothematisch beschreiben oder klar einordnen.

Das Prinzip der Schwelle, des Grenzüberschreitenden, Transgressiven, greift bei fast bei allen Veranstaltungen: Performances, die zwischen Ballett, Yoga und japanischer Seilbondage angesiedelt sind; Workshops, die Philosophie, Tanz und Sexualität zugleich thematisieren; partizipative Projekte, wo die Grenze zwischen Künstler und Publikum zerfließt. Letzteres ganz besonders: fast überall scheint es auch um eine Infragestellung der klassischen Zweiteilung zwischen Publikum und Künstler zu gehen; viele der Tanz- und Performance-Stücke, die ich hier gesehen habe, bewegten sich auf jener präzisen Schwelle zwischen Bühne und Zuschauerraum, zwischen Künstler und Zuschauer, zwischen Aktivität und Passivität, auf der derzeit wahrscheinlich die spannendsten und innovativsten Kunstprojekte balancieren.

In wechselnden Konstellationen, aber doch auch mit einer bemerkenswerten Kontinuität der beteiligten Kunstschaffenden, wird hier Kunst gelebt und produziert. Nicht alles, was man zu sehen bekommt, gefällt; manches verstört oder befremdet, vieles greift an und bringt zum Nachdenken. Die Schwelle 7 ist nicht nur ein Ort, der Ausblicke öffnet und neue Aufmerksamkeiten für die Minutiae des körperlichen Erlebens kreiert, sondern auch ein Ort, an dem man herausgefordert, provoziert, verärgert wird.

Trotzdem ist es schwer, sich dem Charme dieses Raumes, dieses Freiraumes, zu entziehen, dem trotz aller unterschiedlichen Formen der Kunstauslebung auch immer etwas Einheitliches zu eignen scheint, ein gewisser Stil, eine gewisse Atmosphäre, eine gewisse Ästhetik. Vielleicht auch eine gewisse Ethik: eine Ehrlichkeit, eine Redlichkeit, eine Intelligenz, mit der hier Kunst kreiert und ermöglicht wird. Nichts erscheint gekünstelt, nichts als bloße Technik oder als pompöse, inhaltsleere Hülse.

Was man zu sehen und zu erleben bekommt, sind genuine Recherchen und eine echte Bereitschaft der Beteiligten, sich selbst auch aufs Spiel zu setzen und mit dem eigenen Körper, dem eigenen Empfinden, den eigenen Emotionen zu experimentieren.

Das betrifft auch das beängstigende Stichwort „BDSM“, das eines der Experimentierfelder der Schwelle 7 abgibt. Keine der diffusen Befürchtungen in Richtung sexuelle Geschmacklosigkeit, Porno-Ästhetik oder Gewalttätigkeit bewahrheitet sich hier. BDSM scheint in der Schwelle 7 vielmehr genau wie Tanz als Möglichkeit einer körperlichen und emotionalen Selbsterforschung aufgefasst zu werden, eines Nachdenkens über die Grenzen von Sexualität und von Schmerz und über gesellschaftliche Machtverhältnisse. Felix Ruckerts Lecture-Performance„ On Pain and Presence“ etwa, die von Emotionen und Machtverhältnissen handelt, ist eine der interessantesten Arbeiten zu einer praktischen Theorie der Emotionen, die ich kenne. Während akademische Diskurse im Allgemeinen über Gefühle vor allem als psychologische Zustände aus einem objektivierenden Dritte-Person-Standpunkt nachzudenken scheinen, wird hier offensichtlich aus der ersten Person heraus mit der realen physischen Erfahrung experimentiert – ein viel gefährlicheres, aber auch viel aufschlussreicheres Unterfangen.

Überhaupt: man findet in der Schwelle 7 weder billige Schockeffekte, noch umgekehrt allzu abstrakt-blasierte kritische Kunst. Anders als in den so oft angetroffenen postmodernen Selbstmissverständnissen, das Verhältnis von Inhalt und Kritik, von Theorie und Praxis, von Kunst und Philosophie betreffend, werden hier nicht im großen Gestus leere Hüllen sinnloser Signifikanten zu Tode getrampelt, sondern – viel bescheidener aber darum auch viel interessanter – im Kleinen aktive Versuchsanordnungen tatsächlich ausgelebt.

In diesem Sinne ist die Schwelle 7 vor allem ein Ort, der Erfahrungen ermöglicht, sowohl für Künstler als auch für Zuschauer, für Tänzer, Denker, Interessierte, Zugewandte, Neugierige. Ein Ort, der wandelbar ist, aber sich auch gleich bleibt, der bei allem Chaos, das dort immer wieder herrscht, eine Identität und eine innere Ordnung hat – eine klare künstlerische Intention und Vision.

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Schwelle7

Interview vom Maren Witte mit Felix Ruckert.

Erschienen in TanzRaum/ Berlin 3/2007


Maren Witte: Was hat dich dazu bewogen, Ende März 2007 dein eigenes Studio schwelle7 im Berliner Wedding (Uferstr. 6) aufzumachen?


Felix Ruckert: Da gibt es zwei Gründe: Einmal war ich frustriert, weil mir die Senatsförderung gestrichen worden war. Ich hatte keine Lust, einfach nur so weiterzumachen und wieder projektbezogene Förderung zu beantragen. Ich spürte die seltsame Abhängigkeit von dem Fördersystem. Also wollte ich was machen, was außerhalb von den beschränkten Förderstrukturen funktioniert. Zum anderen brauche ich für die Projekte, die ich in letzter Zeit mache, einen speziellen Ort. Denn was ich mittlerweile mache, passt nicht in das Schema der etablierten Kulturhäuser: Einmal ist es etwas für ein Theater, dann für ein Museum, dann eher für einen Club, dann wiederum für ein Tanzstudio. Ich mache das weiter, aber das Problem wird immer deutlicher: Die verschiedenen Strukturen der einzelnen Institutionen geben jeweils bestimmte Vorgaben vor: Im Theater ist per Definition kein Licht, im Museum hingegen gibt es für manche meiner Projekte zu viel Licht. Für mich war es nun interessant, einen Ort zu konzipieren, der genau passt. Ich werde hier Performances veranstalten, die sowohl von mir als auch von Gästen konzipiert worden sind.

M.W.: Du willst eine Plattform für Schwellenerfahrungen anbieten. Diese Erfahrungen macht man in den unterschiedlichsten Situationen des Lebens, am bekanntesten sind vielleicht die Schwellen zu Orgasmus, Ohnmacht, Geburt, Schlaf und Tod. Welche gibt es noch? Und welche Experten lädst du dazu ein?


Felix Ruckert: Darüber denke ich derzeit selbst noch nach, wie man Schwellenerfahrungen systematisieren kann. Momentan ist der erste Gedanke, dass der Weg zu einer Schwellenerfahrung mit einem Gefühl hat zu tun. Dieses Gefühl ist entweder positiv oder negativ. Das ist bereits eine Möglichkeit zu systematisieren: Man überlegt, was es für Gefühle gibt, und wie man sie kontrolliert erzeugen kann. Denn bei den von dir genannten Phänomenen passiert einem das Erlebnis einer Schwellenüberschreitung einfach so. Es sind Ausnahmezustände. Und Ausnahmezustände passieren im ganz normalen Alltag: Du gehst in eine Ballettstunde und siehst dich sofort mit vielen Gefühlen konfrontiert: Angst, Neugierde, Aufregung, Scham, weil der Anzug nicht passt etc. Dieser Systematisierungsvorgang stammt von meinem TOOLS System, das ich seit längerem weiterdenke im Bereich der Emotion: nach Raum, Zeit, Körper und Sensation folgt für mich die Emotion.
Und das Prinzip der Schwellenerfahrung dient mir für mein Studioprojekt hier als konzeptioneller Aufhänger. Schwellenerfahrung macht jede/r, wie schon gesagt, in einer normalen Tanzstunde. In meinem Studio aber möchte ich, dass man sie bewusst produziert, weil es in der Tanzschule (zumindest offiziell) nur nebensächlich ist, inoffiziell aber vielleicht auch schon wieder eine Hauptsächlichkeit: Letztlich möchte sich der Typ, der in die Tanzschule geht, neu erfinden. Er möchte neue Körpererfahrungen machen, drum geht er boxen oder Salsa tanzen. Jedoch in bezug auf schwellesieben möchte ich das nicht gleich so dramatisieren: Hier soll es nicht extrem werden, es geht nicht immer um Grenzüberschreitungen. Eher geht es um die Schwelle als Idee von Verbindung (eine Türschwelle beispielsweise verbindet draußen und drinnen). Es geht nicht darum, diese Schwelle mit aller Gewalt zu überschreiten, sondern vielmehr dort „in-between“ zu verharren. Das „in-between“, das Dazwischen hat wiederum mit der Frage nach der Aufhebung von Trennungen zu tun: der Trennung von Kunst und Leben, von Hoch- und Populärkultur, von Tanz und anderen Bereichen. In dieser Aufhebung sehe die interessanten Entwicklungen.

M.W.: Du sprichst auf deiner Website vom rituellen Erzeugen von Schwellen-erlebnissen. Welche Riten/Rituale praktizierst du mit deinen Gästen? Was ist das Rituelle an diesen Praktiken? Ich meine: Gehört zum Ritus nicht die gleichmäßige, regelmäßige Wiederholung? die Gruppe/Sippe/Familie? Das Eingebettetsein in soziale Kontexte? Wo siehst du dies bei schwellesieben? Ich meine: Jemand, der bei dir in einem Workshop ein wirkliches Erlebnis von Schwellen-Überschreitung etc. macht und anschließend nach Hause geht, braucht der nicht Betreuung? Eine Gruppe, die ihn auffängt? Einen Therapeuten? Stehst du da nicht in der Verantwortung?

Felix Ruckert: Ich habe die Wiederholung bei meiner Produktion United Kingdom neu entdeckt. Da haben wir beispielsweise Rollenspiele mit Tierfiguren gemacht und dieses Spiel an mehreren Tagen hintereinander mit exakt denselben Rollenverteilungen wiederholt. Das hat ergeben, dass die Teilnehmer gleichzeitig sicherer und mutiger wurden, weil sie ihre Rolle bereits kannten. Diese Erfahrung nehme ich in mein Workshopkonzept für schwelle sieben auf: Ab Mai bieten wir hier Kurse an, die sich über drei Monate erstrecken und systematisch mit dem Prinzip der Wiederholung arbeiten. Bei dieser Konzeptionierung unter dem Aspekt der Wiederholung haben mich übrigens auch meine Aufenthalte in Japan beeinflusst: Die Teezeremonie beispielsweise oder das Bogenschießen. Das sind einfache Akte, Tee zu kochen und zu trinken. Doch sind sie so ritualisiert, dass der Ablauf in seinen vielen Einzelschritten immer mehr an Bedeutung gewinnt.

Es heißt, sich auf eine Aktion zu konzentrieren und sie in Variationen durchzustudieren, unter immer neuen Aspekten. Auch Lernvorgänge funktionieren nach diesem Prinzip. Lernen hat mit Wiederholung zu tun. Beim Ballett ist das ja genauso: Tendus und Pliés werden unter neuen Aspekten immer wiederholt. Ich will jedoch einen neuen Akzent darauf setzen, dass man jede Handlung diesem Prinzip unterwerfen kann: Wenn etwas, das ich tue, für mich Bedeutung hat, wird es ritualisiert, indem es wiederholt wird. Stell Dir beispielsweise vor, immer wieder einen Text zu schreiben, täglich zum selben Thema einen neuen Text zu schreiben.
Zum zweiten Teil deiner Frage, also der Frage nach Betreuung und Verantwortung: Es geht mir nicht darum, die Leute in Extremsituationen zu bringen. Seltsam, dass du das assoziierst. Es geht um die Schwelle, und die ist meines Erachtens nicht bedrohlich. Es geht um Ermächtigung. Wir wollen Werkzeuge vermitteln die der Emanzipation dienen. Wir bereiten hier ein Feld, wo man Sachen ausprobieren kann. Das steckt für mich in dem Begriff der Schwelle. Darüber hinaus ist eine Schwelle auch etwas, das verbindet: die Menschen mit Menschen, die Menschen mit Erlebnissen und Erinnerungen. Natürlich wird es mit den Experten hier Leute geben, die in unterschiedlichsten Bereichen Erfahrung haben. Sie werden als Dozenten Prozesse begleiten.

M.W.: Schwelle als Ziel und Juxtaposition als Methode ein Wort dazu?

Felix Ruckert: Juxtaposition verstehe ich als räumliches Nebeneinanderstellen bzw. als zeitliche Überlagerung von Dingen, die nicht notwendigerweise etwas miteinander zu tun haben. Auf schwelle sieben bezogen heißt das, dass wir hier nicht sagen, dies ist ein Tanzstudio, wir machen hier nur Tanz. Wir versuchen gar nicht, unser Tun inhaltlich zu definieren, sondern es kommen hier einfach ganz unterschiedliche Dinge zusammen, die einfach hier hereingetragen werden von Leuten, die Lust haben, hier etwas zu machen. Ich habe das initiiert, und deshalb wähle ich erst mal diejenigen, die ich kenne.

Aber wird sind absolut offen für Ideen. Es muss hier auch eine gewisse Unordnung herrschen in bezug auf die Vorschläge, die kommen. Das bezieht sich auch auf das Genre und die Interdisziplinarität der Angebote: Performance mit Spiel, Lektüre mit Tanz, Workshop mit Reading Group. Wenn wir die Juxtaposition konsequent als Methode anwenden, führt sie uns zu Neuem, weil Ungewohntes miteinander kombiniert wird. Das ist dann schon Schwellenerfahrung.

M.W.: Wie eröffnest du Ende März dein Haus? Was steht auf dem Programm? Wen erwartest du?

Felix Ruckert: Die Eröffnung ist gutes Beispiel für den Begriff der Juxtaposition: Wir machen am 24. und 25. März für 36 Stunden das Studio auf: von Samstag Mittag bis Sonntag Nacht. In dieser Zeit gibt es kein Programm in dem Sinne dass ein zeitlicher Ablauf festgelegt wird. Es gibt Leute, die ich gebeten habe, etwas vorzubereiten. Das kann eine Performance sein, aber nichts ist festgelegt. Es wird Zonen geben, Areale, Angebote und die Erwartung, dass die Leute, die zur Eröffnung kommen, etwas mitbringen, das sie teilen können: Dies kann ein Kasten Bier sein oder ein Gedanke, ein Vortrag oder ein Spiel oder eine Haltung, eine Figur, ein Charakter. Ich will nicht, dass die Leute als bloße Konsumenten kommen. Dies ist Übrigens auch Teil des Mottos hier: keine Konsumenten, nur Teilhaber.

M.W.: Im Programm von schwelle sieben findet sich auch eine „Reading Group Bataille“? Kann man durch Lesen Schwellen erfahren? Schwellen überwinden?


Felix Ruckert: Sicher! Findest du nicht? Es kommt natürlich immer darauf an, wie gelesen wird, und was gelesen wird, und wie der Kontext ist. Bei Bataille war das erste Treffen schon eine Schwellenerfahrung. Es war sehr interessant, denn eine Hälfte der Gruppe war universitäre Strukturen gewöhnt, hatte den Text schon gelesen und war sozusagen „bereit“. Die anderen wussten nicht, was eine Reading Group ist, hatten nichts gelesen und dachten, dass das Lesen in der Gruppe passiert. Also wurde erst mal diskutiert, was für ein Konzept der Gruppe zugrunde liegt. Ob man erst im Moment liest oder schon vorher, und wer es überhaupt ist, der liest. Wir haben also zusammen gelesen und gemerkt, dass das Lesen sehr unterschiedlich ist je nachdem, wer liest. Es gab unterschiedliche Interpretationen: einer liest autoritär, einer eher fragend. Der erste Abend war für den Dozenten eine deutliche Schwellenerfahrung, weil die Leute sehr kreativ mit dem Begriff der Reading Group umgegangen sind. Es gab auch Wünsche, das Lesen als Spiel zu inszenieren: mit räumlichen Ideen, mit Kostümen oder so. Hier kommt auch wieder die Idee von Juxtaposition zum Tragen: Immer wird Sinnvolles und Sinnloses, Funktionelles und nicht Funktionelles zusammen gebracht.

M.W.: Und welche Bedeutung hat der Tanz noch in dieser Struktur? Wie viel Raum bekommt er? Welche Choreografen wirst du in dein Programm einbeziehen?


Felix Ruckert: Ich würde alles, was hier passiert, als Tanz bezeichnen, weil ich mir das schon immer herausgenommen habe, als Tänzer zu definieren, was Tanz ist. Und das Entstehen von Tanz hat für mich mit bestimmten Qualitäten zu tun, vor allem mit Präsenz, Aufmerksamkeit, Anmut, Durchlässigkeit. Das sind für mich die wesentlichen Qualitäten. Sie machen Tanz aus.

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 Auf dem Weg zu einer neuen Zivilisation

von Paul Pot  / published on https://thecultofhenrie.wordpress.com, September 2016

“ Peace on earth would mean the end of civilization as we know it“ – Joseph Heller

Ich glaube an das Schicksal. Es gibt kein Entrinnen aus den Fängen des Karma. Wir werden in die Familie hineingeboren, in die wir hineingeboren werden müssen. Wir treffen die Leute, die wir auf unserem Weg treffen müssen. An den Orten, an denen wir zu jener Zeit sein müssen. Ja, sogar die Drinks, die wir in uns hineinkippen, um all das auszuhalten, liefern uns genau soviel an Vergessen, wie wir vergessen müssen.

In letzter Zeit trinke ich allerdings kaum mehr einen Schluck. Nur noch aus sozialen Gründen, um nicht wie der letzte Loser rüberzukommen. Ihr kennt das sicher: Dieser mitleidige Blick, mit dem man gerne Leute bedenkt, die auf einer Party verkünden, dass sie jetzt schon seit soundsoviel Monaten trocken sind.

Aha, denkt man sich da im Stillen, bei dir hat die Biographie also nicht einmal mehr zum vernünftigen Alkoholiker gereicht. Du Waschlappen, du halbes Hemd, du Ausgeburt an Beschränkung! Geh und zelebrier dein Scheitern bitte woanders! Dabei ist man selbst ja eigentlich derjenige, bei dem es nicht zu mehr gereicht hat. Außer zu noch mehr Alkohol und noch mehr Vergessen. Aber egal! Mach mir noch eine Rum-Cola, Barkeeper, und spare nicht an Hochprozentigem!

Nun, jedenfalls hat sich in den letzten Jahren soviel bei mir getan, das man ganze Romane damit füllen könnte.Ganze Horrorromane, aber auch fabelhafte Märchenbücher. Je nachdem.  Es wäre schade, all das dem Vergessen preiszugeben. Außerdem hat Henrie so lieb angefragt, ob ich nicht auch etwas zu seinem neuesten Projekt beisteuern könnte.
Als treuer Leser und ergebener Anhänger des „Cult of Henrie“ folge ich diesem Aufruf natürlich gerne.

So viele Verrücktheiten und so viele wundersame Begebenheiten sind geschehen.

Ich will euch hier von wenigstens einer, bei der auch unser geschätzter Prophet der Post-Apokalypse für einen kurzen Moment seine Finger mit im Spiel hatte, Bericht ablegen. Und hoffe sehr, dass das gemeinsame Durchleben meiner jüngeren Vergangenheit mehr therapeutische Wirkung zeigt, als dass sie mich wieder dem Abgrund entgegentreibt. Jenem Abgrund, dessen alleiniger Anblick mich damals Hals über Kopf aus dem Chaos meines verwirrten jugendlichen Daseins heraus nach Berlin fliehen ließ…
„Dies ist die Geschichte von einem Mann, der aus dem 50. Stock von ’nem Hochhaus fällt. Während er fällt, wiederholt er, um sich zu beruhigen, immer wieder: ‚Bis hierher lief’s noch ganz gut, bis hierher lief’s noch ganz gut, bis hierher lief’s noch ganz gut…‘. Aber wichtig ist nicht der Fall, sondern die Landung!“

1. Der Fall
Ich war damals -lass es drei oder vier Jahre hergewesen sein- gerade von einem zweimonatigen Marokkotrip nach Deutschland zurückgekehrt und war körperlich, wie seelisch ein einziges Wrack – von meiner finanziellen Lage mal ganz abgesehen. Irgendwie hatte ich es geschafft im Zuge meiner Recherche über Burroughs , die den eigentliche Grund für meine Reise darstellte, dem Autor näher zu kommen, als es gut für meine Gesundheit gewesen wäre.

Und als ich mich schließlich am letzten Tag meines Aufenthalts auf der Dachterrasse des legendären „El Muniria“, jenem Hotel in Tanger, in dem Burroughs damals unter Beistand von Ginsberg, Kerouac und einer beachtlichen Menge an Narkotica „Naked Lunch “ niedertippte, wiederfand und umgeben von einem wahnsinnigen Ausblick und dem beständigen Säuseln der Winde, die vom Meer her über die Dächer der ehemaligen internationalen Zone zogen, nichts anderes mit mir und meiner Zeit anzufangen wusste, als dem schrecklichen Kokainkater irgendwie mit Opium beizukommen, da dämmerte es mir in einem meiner wenigen lichten Momente, dass ich jetzt nicht einfach so in meine alte Heimat zurückkehren könnte, um dort wieder im gewohnten Trott zu versumpfen und vor mir selbst zu fliehen. Also beschloss ich eben, sicherlich nicht ganz im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, nach Berlin zu gehen.

Jetzt ist Berlin nicht gerade als das Mekka der Nüchternen und der fleißig Arbeitenden bekannt. Aber der Grund, wieso ich ausgerechnet unsere Hauptstadt zu meinem neuen Zufluchtspunkt erkoren hatte, war auch ein anderer. Ich hatte da so einen Onkel…

Eigentlich wäre allein die Tatsache, dass er Teil meiner zwar sehr liebenswerten, aber dennoch in vielerlei Hinsicht beschränkt denkenden Verwandschaft ist, Grund genug seine Nähe zu meiden. Bei ihm aber war das anders. Er tauchte nie in irgendwelchen Familienkreisen auf. Alles was ich von ihm erfuhr, war vage und dunkel. Er sei Tänzer hieß es und hätte da so ein Projekt in der Stadt, in der eben niemand arbeite, aber jeder ein Projekt hätte. Das klang schon mal spannend.

Und umso mehr er mir von meiner Familie als fragwürdige Existenz und amoralisches Wesen dargestellt wurde, umso mehr wuchs auch meine Faszination mit ihm ins schier Unermessliche. Ich brannte richtig darauf, ihn mal kennenzulernen. Doch als es dann soweit war, bekam auch ich es etwas mit der Angst zu tun. Nicht, dass er keine liebenswürdige und einnehmende Erscheinung wäre, aber hatten meine Ohren da gerade richtig gehört?? Sein Projekt sei in Wahrheit eine zum S/M-Studio umfunktionierte ehemalige Fabriketage mit künstlerischer Ambition plus Wohnmöglichkeit im Wedding.

Zum ersten Mal in meinem Leben musste ich feststellen, dass meine scheinbare Aufgeschlossenheit vor einer, das Leben grundlegend prägenden, Thematik Halt machte: Der menschliche Sexualität in all ihren Spielarten. Das wurmte mich. Nicht, das ich irgendein Problem mit irgendwelchen Leuten gehabt hätte, die irgendwo im Verborgenen ihren gesellschaftlich geächteten Leidenschaften nachgehen. Ich gehörte in gewissem Sinne selbst zu diesen Leuten. Aber die Vorstellung, mich als komplette Person selbst zu erfahren, meine verschiedenen Neigungen zu erforschen und dabei nicht unbeobachtet zu bleiben. Kurz, die Vorstellung, in aller Öffentlichkeit,als der Charakter, der ich mit all seinen Schattenseiten bin,  wahrgenommen zu werden, diese Vorstellung jagte mir ein gehörigen Schrecken ein…

Was, wenn ich doch schwuler bin, als ich mir eingestehen würde?? Was, wenn sich plötzlich herausstellt, dass Plüschbären eine anregende Wirkung auf mich haben?? Fragen über Fragen. Als kleiner Vorstadtjugendlicher aus der bayrischen Provinz konnte ich mir unmöglich vorstellen, jemals für das akzeptiert und gemocht zu werden, was ich bin. Und doch war mir von Anfang an klar, dass es nur Sinn machen würde nach Berlin zu gehen, wenn ich dort dann auch den Mut hätte, Neues auszuprobieren und alte Schranken
zu durchbrechen.

Deshalb hat es auch solange gedauert und deshalb war auch so viel Verzweiflung nötig, bis ich mich schließlich doch dazu aufraffen konnte, meinen scheuen Hintern dorthin zu raffen. Schon witzig, wie viele Sorgen ich mir damals machte, wenn man bedenkt, dass ich dem meisten ansonsten recht offen, um nicht zu sagen gefährlich naiv begegne. Aber Sexualität war eben schon immer ein schwieriges Thema für mich.

Dementsprechend unentschlossen las ich mich nach meiner Ankunft aus Marokko dann auch durch das Programm der Schwelle 7, so der Name, den mein Onkel den Räumlichkeiten in Anlehnung an die örtliche Adresse (Uferstraße 6) und seinen Wunsch, eine Schnittstelle zwischen Kunst und Sex, zwischen Teilhabe und Betrachtung, zwischen öffentlichem und privatem Raum zu schaffen, verlieh. Da gab es einen Einführungskurs zu vaginalem Fisting, da gab es Contact Dance in Verbindung mit tantrischer Massage, eine Bondagejam, eine Fullmoon-Playparty und vieles andere, was konträr zu meiner guten katholischen Erziehung stand.

Glücklicherweise gab es da aber auch ein Wochenende, dass dem holotropen Atmen gewidmet war. Das holotrope Atmen ist eine spezielle Atemtechnik, die von dem Psychotherapeuten Stanislav Grof und seiner Frau kurz nach dem LSD-Verbot in Amerika entwickelt wurde, um mittels Hyperventilation ähnlich tiefe Bewusstseinszustände wie LSD hervorzurufen.

Ich hatte Grof schon mal als fünfzehnjähriger Bubi in Basel getroffen, als er dort auf dem Welt-Psychedelic-Forum einen Vortrag über den Nutzen von Psychedelika in der Psychotherapie hielt und ich mir unter Angabe von falschen Daten eine Presseakkreditierung zu dem überaus teuren Kongress erschleichen konnte. Dadurch wurden mir auch längere Gespräche mit den Dozenten gewährt.

Nun sollte eben jener Mann zu meinem persönlichen Türöffner für eine Welt werden, die mich gleichermaßen anzog wie abschreckte. Denn der Altmeister hatte zugesagt, den Kurs in Berlin selbst anzuleiten. Noch viel wichtiger aber war für mich die Tatsache, dass dieser Kurs Sexualität nicht explizit behandelte und ich somit einen leichteren Einstieg in die Welt meines Onkel hätte. So dachte ich zumindest.

Erst viel später musste ich feststellen, dass es relativ leicht ist, sich nackt auszuziehen und bei einer Orgie mitzumischen, während das Zeigen der nackten Seele, verwundbar und roh, wie sie in ihrem ursprünglichen Zustand ist, ungleich viel mehr Mut einfordert. Die eigentliche Herausforderung ist nicht, sich bei obszönen Handlungen sehen zu lassen. Obszönität wird eh in dem Moment inexistent, indem jede falsche Scham zugunsten von wert und urteilsfreier Präsenz aufgegeben wird.

Die eigentliche Herausforderung besteht darin, aus der Rolle auszubrechen, die uns die Gesellschaft vorgibt. Die Rolle, die uns wirtschaftlichen Erfolg, eine steile Karriere, den Mercedes vor der Haustür und allgemeine Beliebtheit verspricht. Und anstatt dessen, neue, selbst gewählte Rollen anzunehmen. Oder aber alle Rollen aufzugeben und einfach nur man selbst zu sein. Was auch immer das dann von Moment zu Moment bedeuten mag…

2.Die Landung
Als ich schließlich in der Schwelle ankam, war nicht alles ganz anders als erwartet, denn genaugenommen hatte ich gar keine Erwartungen an die Schwelle gehabt. Nur ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, verursacht durch die Aufregung, die mich immer begleitet, wenn ich Neuland betrete. Und eine gewisse Unsicherheit darüber, wie ich mich in diesem Neuland zu verhalten hätte. Normalerweise ist in der bayrischen Provinz jegliches Verhalten durch einen festen Verhaltenskodex bestimmt, der einen zwar unheimlich einengt, der einem aber auch die Arbeit und die Verantwortung abnimmt, sich mit seinem eigenen Verhalten auseinandersetzten zu müssen.

Hier schien plötzlich alles so offen, so spontan und unfertig zu sein, das der kleine Junge in mir sich sofort danach sehnte, an die Hand genommen und geführt zu werden. Mein Onkel war aber nur bedingt bereit, diesen Job zu übernehmen. Ich glaube er genießt es insgeheim, die Leute aus ihren Hütten zu locken, um sie dann ihrer Überforderung und Unsicherheit zu überlassen. Seine Werkzeuge sind Verwirrung und Provokation. In vielem erinnert er mich an einen alten Zenmeister, der versucht die geistigen Schranken der Menschen durch unerwartete Handlungen und absurde Gebären zu durchbrechen.

Erst wenn man sich losgelöst hat von jeglicher Vorstellung, erst wenn man sich vollkommen leer gemacht hat von Werturteilen. Ja, erst dann, vermag man den Zauber zu verspüren, den seine Arbeit ausmacht. Und wenn man es immer noch nicht kapiert hatte, tja, dann bekam man eben einfach eins mit der Bambusrute auf den Deckel. Versuch es zu genießen. Oder besser noch: Geb all deine Versuche auf. Don`t try. Sei einfach nur. Mach dein Ding. Es ist ganz einfach!

Man muss sich das so vorstellen: Ein ehemaliges Fabrikgebäude im Wedding. Die zweite Etage wurde so ziemlich komplett umgestaltet. Es wurden Wasch- und Kochmöglichkeiten geschaffen. Es wurden Pflanzen auf der Dachterrasse angesiedelt. Es wurde eine Licht und Soundanlage installiert.Es wurden Podeste und Sitzgelegenheiten verteilt. Es wurden Raumteiler genäht, die je nach Positionierung die ganze Schwelle in magischer Weise verändern konnten.

War die Schwelle in einem Moment noch Schauplatz einer wüsten Orgie, so konnte sie im nächsten Moment schon einem Chor Platz für ihre Proben bieten. Prinzipiell unterlag die Schwelle einer ständigen Wandlung, wobei unterliegen hier wohl nicht der richtige Ausdruck ist. Sie passte sich ihrer Nutzung geschmeidig an und blieb sich dennoch dabei treu. Ein scheinbarer Widerspruch, dessen Aufhebung ohne das Genie ihres Erschaffers wohl undenkbar wäre. Als Henrie es schließlich mal schaffte mich dort auf ein Bier zu besuchen, kam ihm der Raum vor „als würde man auf das Set eines David Bowie-Videos treten“. Und wahrscheinlich hat der Mann recht, wenn man bedenkt, wie wandlungsfähig und gleichzeitig fast schon absurd wahrhaftig Bowie einem entgegenschlägt.

Zu guter letzt wurde der Boden noch mit schwarzen Planen ausgelegt, die den Füßen Halt geben sollten. Seine Schuhe ließ man schließlich im Eingangsbereich. Und mit ihnen alle Sicherheit, an die man sich sonst so klammerte. Ab nun war alles ungewiss. Niemand wusste so genau, was passieren würde. Man mußte sich einlassen auf das Experiment,
sich der Magie des Ortes hingeben und dem Unberechenbaren seinen Platz einräumen.

Letztendlich musste man wieder zum Kind werden. Das heißt man verlor jegliche Gewissheit und gewann dafür in einer unterschiedslosen Welt den offenen Spielplatz, der einem unbegrenzt Möglichkeiten gab, sich auszuleben. Und inmitten dieses Spielplatzes wuselte mein Onkel herum. Er fuchtelte, tanzte, sang, liebte, stöhnte, dirigierte, zog Grimassen, klärte auf, hinterfragte, beobachtete, intervenierte, schüttelte Hände, schwang die Peitsche, zog die Fäden oder einen selbstgemachten Apfelstrudel aus dem Ofen.

Es war sein kleines Reich hier, das er sich inmitten einer Großstadt mit viel Mühe und gestalterischem Talent aufgebaut hatte und über das er nun unangefochten regierte. Er war der Dreh und Angelpunkt, er hielt alles zusammen. Er steckte in jedem Winkel und in jedem Farbtupfer. Er war der Dirigent des sanften Wahnsinns und sorgt dafür, dass der ganze Haufen sich benahm. (Wobei Benehmen hier ganz neu definiert werden musste.)

Er war und ist einer der freigiebigsten Menschen, die ich kenne. Unheimlich spendabel und großzügig. Jeder konnte zu dem von ihm erschaffenen Unikum kommen und sich nehmen, was er brauchte. Gleichzeitig verlangt er einem aber auch einiges ab. Allem voran Respekt. Man sollte ihm nicht zusehr an den Karren fahren. Und vor allem sollte man Achtung vor den Räumlichkeiten haben, schließlich war die Schwelle nicht nur Aufführungsort von Performances, Workshops und Parties. Es war auch sein persönliches Wohnzimmer. Hier leibte und lebte er. Ich habe das spätestens seit dem zweiten Anschiss wegen groben Küchenvandalismuses begriffen.

Die Schwelle, so viele Freiheiten sie auch bieten mochte, war kein regelfreier, anarchischer Raum. Wie bei jeder größeren Zusammenkunft von Menschen, waren auch hier gewisse Übereinstimmungen von Nöten, um ein friedliches Zusammensein zu ermöglichen. Ein weiterer Beitrag zum Frieden wurde durch die hierachische Strukturierung gewährleistet. Sie sorgte dafür, dass nicht unnötige Energie durch ständige Machtkämpfe und Diskussionen verloren ging. Außerdem wurde so die Grundidee und die Atmosphäre der Schwelle gewahrt, die sie erst zu so etwas einzigartigem werden ließ.

Im Laufe der Jahre hatte sich auch ein fester Zirkel von Leuten um meinen Onkel herum gebildet, der sich selbst die Schwelle-Family nannte. Namentlich erschreckend nah an Sekten, wie der Manson-Family, hatte das ganze bei genauerer Betrachtung aber reichlich wenig damit zu tun. Zwar fand man sich mit der Idee einer möglichen anderen und freieren Gesellschaft zusammen, a new civilization, und war rege damit beschäftigt, sich sexuell auszuleben, ja vielleicht nahm man hin und wieder sogar mal bewusstseinsverändernde Substanzen zusammen ein; das war es dann aber auch mit den Gemeinsamkeiten.

Im Gegensatz zu Manson, hat mein Onkel im Verlaufe der Zeit wohl mit deutlich mehr Mietgliedern dieser sogenannten Familie bei wahrscheinlich deutlich geringerer Gewaltausübung geschlafen. Und im Gegensatz zu dem gescheiterten Liedermacher, besitzt mein Onkel tatsächlich erstaunliche Songwriterqualitäten. Er ist ein begnadeter Musiker, dessen Musikalität sich auf alle Bereiche des Lebens überträgt.

Außerdem ging ihm jeglicher Ehrgeiz ab, persönlichen Profit aus der Sache zu schlagen. Zumindest was materiellen Profit betrifft. Er gurkt immernoch mit dem Fahrrad durch die Straßen Berlins, anstatt, wie es sich für einen Sektenführer gehören würde, einen stattlichen Fuhrpark zu besitzen. Zu guter letzt mangelt es ihm auch noch an missionarischem Eifer. Auch wenn er  mir gegenüber neulich erwähnt hat, vielleicht in die Politik gehen zu wollen, so könnte ich ihn mir doch nur als Künstler vorstellen, der eine große politische Performance inszeniert. Schlingensief-Style halt. Oder vielleicht minimal überzeugender, so wie Beuys. Vielmehr mit der Devise, die Leute zum Nachdenken zu bringen, als mit dem Anspruch, ihnen vorgekaute Meinungen einzuflößen. Ich hoffe, ihm durch all meine Vergleiche nicht zu nahe zu treten…

Tja, und die Familie um ihn herum, war und ist letztlich nur ein bunter Haufen von harmlosen Verrückten, die sich nicht mit dem zufrieden geben wollten, was ihnen die Gesellschaft zugestand. Jeder für sich ein Orginal. Zusammen eine einzigartige Truppe, die das Schicksal in einer seiner abnormen Laune zusammengewürfelt hatte.

Das ist eine weitere Gabe meines Onkels. Sein Charisma zieht Leute aus den unterschiedlichsten Richtungen an und führt sie zusammen. Wenn du Gefallen an interessanten Biographien findest, dann wird die Schwelle-Family eine wahre Schatzgrube für dich sein. Hier bekommst du die wundersamsten Geschichten zu hören. Hier triffst du auf Hexen, Narren, Genies, Quacksalber, Sexarbeiter, Schamanen, Tänzer, Yogis, Lebenskünstler jeglicher Couleur… Allesamt wunderbare Seelen, deren Bekanntschaft ich nicht missen möchte..

3. Das Ende?
Und da war ich nun, inmitten all dieser Leute. Etwas verunsichert und scheu, aber mit der Gewissheit nun endlich am richtigen Ort angekommen zu sein. Die folgenden drei Wochen verliefen für mich wie im Rausch. Nach dem holotropen Atmen nahm ich noch an einem Lomi-Lomi-Workshop teil, versuchte mich in nacktem Partnerjoga, lernte erste Fesseltechniken kennen, ließ mir von einem brasilianischen Schamanen Froschgift in die Haut brennen und betätigte mich mehr schlecht als recht als Barkeeper auf einer Playparty.

Am Ende war soviel unnützer Ballast von meinen Schultern abgefallen, dass ich mir kaum mehr vorstellen konnte, wie es überhaupt möglich war mit soviel Mist durchs Leben zu wandern. Hier  war nun endlich der Ort, an dem es ok war, vollkommen durchgeknallt zu sein. Hier musste ich mich nicht mehr verstellen. Und wenn ich es trotzdem tat, dann nur aus alter Gewohnheit heraus. Die Flucht vor mir selbst, die mich soviel Mühe und Schmerzen gekostet hatte, diese Flucht schien nun beendet zu sein. Das Schicksal meinte es gut mit mir. Die Winde wehten günstig….

Was ich in meiner anfänglichen Euphorie aber nur all zuleicht übersah, war die Tatsache, dass die Schwelle wie ein eigenes kleines Universum funktonierte. In Kontakt mit der Außenwelt zwar, aber nicht oder nur minimal durch deren Mechanismen beeinflusst. Sie war nicht representativ für die Gesellschaft. Sie war ein geschützter Raum, der es einem ermöglichte unter Gleichgesinnten zu forschen und zu spielen. Zurück in meiner bayrischen Heimat, kamen auch die alten Unfreiheiten und
Verhaltensmuster wieder zum Vorschein.

Die Kunst war es nun, dass was ich in der Schwelle über mich selbst gelernt hatte auch in meinen Alltag zu integrieren. Aber das ist leichter gesagt, als getan. Es bedurfte noch vieler weiterer Berlinbesuche bis zu der Erkenntnis, dass die Freiheit, die einem ein solcher Ort ermöglicht auch unabhängig von dem Ort vorhanden sein muss, um wirkliche Freiheit zu sein. Berlin macht es einem da insgesamt nicht allzu schwer. Die Stadt nimmt einen auf. Egal wie schäbig und heruntergekommen man ist. Hier gibt es immer einen, der noch krasser unterwegs ist, als man selbst. Wer es aber schafft, in München sein Leben frei zu gestalten, der hat es wirklich geschafft.

Ein Grund wahrscheinlich dafür, wieso ich immer noch nicht aus dieser Stadt weggezogen bin. Es käme mir wie ein Eingeständnis vor, dass ich den Kampf verloren habe und den bequemeren Weg gegangen bin. Noch kann ich hier einiges lernen.
Die wahre Revolution findet statt, wenn wir uns von allen unnötigen Zwängen befreien. Doch die Freiheit wird uns nicht geschenkt. Wir müssen sie uns erkämpfen. Und wir müssen in der Lage sein, die Verantwortung, die mit ihr einhergeht zu tragen. Eine andere Gesellschaft ist daher nur möglich, wenn wir endlich anfangen an uns selbst zu arbeiten.

Außerdem gibt es jetzt, da ich  diese Zeilen hier niedertippe gar keine Schwelle mehr und damit auch einen Grund weniger es allen gleichzutun und nach Berlin zu ziehen.

Sie musste vor einigen Monaten schließen, um Platz für Wohnraum zu machen. Wahrscheinlich wurde dem Vermieter das Treiben irgendwann zu bunt und er freut sich nun den Raum für mehr Geld vermieten zu können. Was auch immer seine Motivation gewesen sein mag, Tatsache ist jedenfalls, dass er durch seine Entscheidung einer stark gewachsenen Community ihr Zuhause geraubt und sie dadurch in eine kollektive Depression gestürzt hat. Nun ist es an den Leuten, den Geist der Schwelle weiterzutragen und nach neuen Wegen der Manifestation zu suchen. Erste Schritte wurden bereits getan, aber  Konkretes ist noch nicht in Aussicht.

Ich erinnere mich noch gut an meinen letzten Besuch dort, kurz bevor die Schotten dicht gemacht wurden. Es gab ein ausführliches Abschiedsprogramm mit einer Vielzahl an interessanten Veranstaltungen. Eine davon war ein kleiner Lesekreis, der sich anhand von philosophischer Lektüre mit der Frage beschäftigte, was die Schwelle denn nun letztendlich gewesen ist. Leider war ich genau an dem Abend vorher mal wieder meiner alten Leidenschaft für Kokain erlegen und konnte kaum meine Augen offen halten, geschweige denn der Diskussion vernünftig folgen.

Aber für mich ist es auch vollkommen in Ordnung, wenn die Schwelle genau das große Mysterium bleibt, das sie in Wahrheit auch ist. Ein einzigartiger Geniestreich. Der Versuch einer neuen Gesellschaft. Zur richtigen Zeit. Am richtigen Ort. Eigentlich ist es vollkommen unnötig darüber Worte zu verlieren, denn am Ende wird man sie nicht intellektuell begreifen können. Sie ist eh für jeden etwas anderes gewesen.

Für mich zum Beispiel war sie ein schicksalhafter Punkt. Wegweisend, in gewissem Sinne. Der plötzliche Zusammenstoß mit dem Leben, nach dem ich vorher in freiem Flug einem zerstörerischen Ende entgegengesegelt war. Ich habe dort erlebt, was ich erleben musste, ich habe dort die Leute getroffen, die ich treffen musste. Und ich habe dort auch endlich verstanden, wieso ich in die Familie hineingeboren wurde, in die ich hineingeboren werden musste. Nach dem Ende ihrer physischen Existenz ist die Schwelle für mich nun zu einer Art Geisteshaltung geworden, die man wahrscheinlich gar nicht nachvollziehen kann ohne nicht mindestens einmal selbst dort gewesen zu sein. Ich versuche es also gar nicht weiter und schließe in diesem Sinne:

Die Schwelle ist tot. Lang lebe die Schwelle!!

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